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1. Einleitung

1965, nach dem Abitur vom Gymnasium fing ich mit einer Ausbildung zur Krankenschwester an. Damals war mir nicht klar, wie grundlegend diese Entscheidung mein Leben beeinflussen würde. Es war eine schwere Zeit. Geschützt aufgewachsen wie ich war, machte ich mit einer ganz anderen Seite des Lebens Bekanntschaft. Menschen die entsetzlich leiden mussten, ein Nachbarsjunge aus meiner Straße der beim barbecueën (grillen) verbrannt war, schwangere junge Mädchen die nach der Geburt ihr Baby zur Adoption frei geben wollten (oder dazu gezwungen waren), Menschen die ängstlich auf das Ergebnis ihrer Operation warteten…….es war eine Periode in der ich meinte, nichts zu fühlen. Ich weinte nicht, lief aber oft mit einem blassen Gesicht herum. Meine Begleiterinnen haben mich öfters gefragt, wie es mir ging, denn sie machten sich Sorgen. Ich wusste nicht was mit mir los war, Schlafmangel war sowieso ein Riesenproblem. Erst viele Jahren später, beim Lesen der Bücher von Elisabeth Kübler-Ross, habe ich verstanden dass ich gerade sehr viel empfunden hatte. Ich verstand, dass ich damit nichts anzufangen gewusst hatte, dass ich mich ständig gefragt hatte wie zu schauen, was zu sagen, wie mich zu verhalten. Ich fühlte mich ratlos als ich Angehörige von einem verstorbenen Patienten irgendwo in einer Ecke sah, und ich lief schnell an ihnen vorbei. Es ist gar kein Wunder dass ich mich so bemüht habe die gefühlsmäßige Seite von Pflegen und Betreuen ans Licht zu bringen.

Im Sommer 2016 war ich im Krankenhaus für eine Behandlung (Punktion) die mich sehr beängstigte. Aber die Menschen die mich behandelten und betreuten waren sehr einfühlsam. Sie haben mich mit großer Aufmerksamkeit, Geduld und Nähe hindurch geholfen. Als ich mich nachher bei ihnen bedankte weil sie sich, wie ich erklärte, mir gegenüber so erlebensorientiert verhalten hatten, fragten sie erstaunt was ich damit meinte. Das habe ich dann selbstverständlich erläutert. Sie waren mir als einem Menschen entgegen getreten und hatten mich nicht nur nach Protokoll behandelt. Diese Erfahrung machte mir klar, dass diese empathische Bereitschaft, sich hinein zu leben und ab zu stimmen, noch immer als unbewusste Kompetenz zu betrachten ist. Nach meiner Meinung braucht auch diese Seite von Pflegen, Betreuen und Behandeln bewusste Professionalität. In jedem Beruf wirkt das sich anders aus, das schon, aber es lohnt sich, ihn ans Licht zu bringen. In dieser Lebensentdeckungsreise erzähle ich, was ich gemacht habe zu dem Zweck, diese Sichtweise auf die empathische Dimension von Pflegen und Betreuen zu untermauern und offenkundig zu machen.

2. Krankenschwester oder verlängerter Arm?

1965-1969 machte ich meine Ausbildung zur Krankenschwester an der Krankenpflegeschule der Vrije Universiteit in Amsterdam. Unser Leitmotiv war: Caritati Scientia Serviat (Die Wissenschaft diene der Barmherzigkeit). Es waren eher die menschlichen und gefühlsmäßigen Aspekte des Pflegeberufs, die mich als Krankenschwester fasziniert haben, und weniger die medizinischtechnische Seite. Dabei fiel mir störend auf, wie sehr die Krankenpflege der Medizin untergeordnet war. Ich fühlte mich nicht herausgefordert, auch meine eigene pflegerische Professionalität intellektuell zu entwickeln und zu begründen.

 

Die gesellschaftliche Position der Krankenpflege

1969 begann ich dann ein Geschichtsstudium. Am Ende meiner Studienzeit war mir jedoch klar, dass ich nicht in den Schuldienst eintreten, sondern meiner pflegerischen Berufung folgen wollte. Ich war 33 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern, als ich 1979 wieder in einem Krankenhaus zu arbeiten begann. Anschließend war ich in den Jahren 1981 und 1982 als Praxisbegleiterin in einem Pflegeheim tätig. Dabei übte die Arbeit der Altenpfleger und Betreuer eine besondere Faszination auf mich aus und das ist bis heute so geblieben. Dies führte zur Entwicklung einer fachdidaktischen Methode für die umgangstechnischen und emotionalen Aspekte der Arbeit von Pflegekräften und Krankenpflegern. Ich entdeckte meinen „Lebenszweck“: Ich wollte einen Beitrag zur gesellschaftlichen Anerkennung der kognitiven und emotionalen Komplexität des Pflegeberufs leisten. Pflegetalent gilt scheinbar (immer noch) als menschliche Eigenschaft, die unbegrenzt vorhanden ist. Während meines Geschichtsstudiums habe ich gelernt, dass eine Tätigkeit nur dann als „knappes Wirtschaftsgut“ gilt, wenn dafür eine spezielle Ausbildung erforderlich ist. Und natürlich ist es so: Wer die Pflege anderer zu seinem Beruf gemacht hat, der braucht dazu eine entsprechende Veranlagung. Doch genau wie bei jedem anderen Talent ist auch hier die richtige Ausbildung und Schulung erforderlich, wenn diese Veranlagung optimal zur Geltung kommen soll. Der Pflegeberuf steht nicht nur für einen menschlichen und gesellschaftlichen, sondern auch für einen ökonomischen Wert.

(2010) Gender und Mäeutik. Entmedikalisierung und Neuprofessionalisierung der Pflege. In Elisabeth Reitlinger und Sigrid Beyer (Redaktion). Geschlechterssensible Hospiz- und Palliativkultur in der Altershilfe, p. 87-101. Frankfurt am Main: Mabuse Verlag. 110530 Kapitel Gender und Mäeutik gute Version
Bischoff c. (1997). Frauen in der Krankenpflege. Zur Entwicklung von Frauenrolle und Frauenberufstätigkeit im 19. und 20. Jahrhundert. Frankfurt am Main, new York, Campus Verlag, 3. Auflage.

3. Der Ursprung der Mäeutik

In den Jahren 1982 bis 1985 war ich als pflegewissenschaftliche Forscherin am Instituut voor Verplegingswetenschap (Institut für Pflegewissenschaft) tätig. Dort habe ich die „mäeutische didaktische Methode“ entwickelt. Der Begriff „mäeutisch“ bedeutet „befreiend, erlösend“, nicht zuletzt im Sinne einer Entbindung, und wurde vom altgriechischen Philosophen Sokrates geprägt. Sokrates stellte seinen Mitmenschen Fragen, um ihnen – einer Hebamme gleich – bei der „Entbindung“ der eigenen inneren, unbewussten Einsichten zu helfen. So eröffnet also der „mäeutische Lehrer“ einen Dialog, dessen Ergebnis nicht im Voraus feststeht. Mäeutik definiere ich als „Hebammenkunst für Pflegetalent“. Die mäeutische Methode entspricht auch der Befreiungspädagogik von Paulo Freire: Der Lernstoff wird durch die Arbeits- und Lebenserfahrung des „Lehrlings“ geformt. Gelernt wird durch einen Dialog und die Übung in der Praxis. Die mäeutische Methode liegt dem mäeutischen Pflegekonzept bzw. dem mäeutischen Pflege- und Betreuungsmodell zugrunde. Der Kern dieses Modells ist die erlebensorientierte Pflege.

Mein erster Zugang zur Entwicklung der mäeutischen Methode war die Demenzbetreuung, weil die Not in diesem Bereich am größten war. Das feinfühlige Abstimmen auf das emotionale Energieniveau eines Patienten oder Bewohners gehört jedoch zur professionellen Fachkompetenz aller Pflegekräfte. Auf diese Weise hat sich die Mäeutik zu einem allgemeinen Pflege- und Betreuungsmodell entwickelt.

Den Begriff „Professionalität“ definiere ich als „die Fähigkeit, authentisch und kreativ zu beobachten, zu reagieren und, wenn nötig, zu handeln, und dieses Verhalten anschließend in Worte zu fassen und zu begründen. In diesem Sinne tauscht ein mäeutisch arbeitendes Team immer wieder Erfahrungen aus und stellt sich Fragen: „Was bedeutet das Verhalten dieses Bewohners, woher kommt es, was braucht er, wie können wir Kontakt oder sogar eine Beziehung zur Stande bringen? Wer hatte schon mal guten Kontakt?“

Von der Validation zur erlebensorientierten Pflege

Es war Gemma Jones, eine Kanadierin niederländischer Abstammung, die einigen Kollegen und mir im Jahr 1986 erstmals den Begriff der Validation näherbrachte. Zwei Jahre später führten wir die Validation in den Niederlanden ein. Daraufhin meldete sich ein interessierter Leiter eines Pflegeheims, der Naomi Feil (die Begründerin der Validation) in die Niederlande holte. Ein Verlag war bereit, ihr Buch in niederländischer Sprache zu verlegen. Eine weitere Gruppe Begeisterter organisierte Kongresse zum Thema Validation. Dies führte im jahr 1990 zur Gründung der Stichting Validation (in etwa: Verein für Validation). Ich selbst war inhaltliche Mitarbeiterin der Stichting und entwickelte gemeinsam mit anderen einen Basiskurs, einen Aufbaukurs und einen Kurs für „Konsulenten“ (Validation-Berater/coaches). Naomi Feil bildete uns zu Dozenten und Trainern aus. Ich habe viel von ihr gelernt.

(1992). Ein Damm gegen die Proletarisierung der Pflege: Validation in den Niederlanden. in: Altenpflege (17) 5 p. 315-329.
(1993). Validation in den Niederlanden: Theorieentwicklung auf der Basis von Praxiserfahrung in: Altenpflege, (18), Februar 1993.

Irgendwann jedoch war es an der Zeit, dass ich selbstständig weitermachte. Ich war der Mäeutik auf der Spur, und der erlebensorientierten Pflege. Bei der erlebensorientierten Pflege geht es darum, dass der Mitarbeiter bzw. die Mitarbeiterin von allen Fertigkeiten und Methoden Gebrauch macht, die er oder sie kennt. Was zu tun ist, das entscheidet sich je nach der
Situation. In der Mäeutik heißt dies nun „suchend reagieren“. Ob das Suchen sich gelohnt hat, weiß man, sobald es einen Kontakt gibt. Kontakt habe ich definiert als „eine gegenseitige positive Wechselwirkung“, wodurch beide sich von einander verstanden und gewürdigt fühlen. Diese Kontakte führen für die Bewohner oder Klienten zu dem Erleben von Eigenwert und von Geborgenheit.

Eine weitere Möglichkeit ist es, etwas zu tun oder zu sagen, was vollkommen neu ist, etwas, das nicht in eine Methode umgesetzt werden kann, weil es eben nur in diese spezifische Situation passt, in diese spezifische Beziehung. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Validation eine meines Erachtens sehr inspirierende Methode für den Umgang mit Demenzkranken ist.

 



 

 

(2000) Der Lohn ist ein Lächeln. Mäeutik: die Methodik des gefühlsmäßigen Wissens. in: Heim und Pflege (31) no 7 S. 278-284. Der Lohn ist ein Lächeln
(2009) Erlebenswelt und Wirklichkeit. Auf ‚psychotisches‘ Verhalten eingehen und suchend reagieren. in: Demenz 2. Quartal, S. 21-24.Erlebenswelt und Wirklichkeit

4. Einführung in Deutschland

1990 wandte sich Nicole Richard (die auch Niederländisch sprach) an mich, um mehr über die Validation zu erfahren. Sie stellte mich der Redaktion der „Altenpflege“ vor, was zur Veröffentlichung der oben erwähnten Artikeln in diesem Blatt führte. Aufgrund dieser Artikel wiederum wurde ich zu Workshops und Präsentationen eingeladen, u. a. nach Berlin (1992 und 1993) und auf die Nürnberger Altenpflegemesse (1992). 1994 erhielt ich Besuch von Christine Sowinski und Dr. Willie Rückert vom Kuratorium Deutsche Altenhilfe. Ihnen ging es um andere Themen, mit denen ich mich in dieser Zeit ebenfalls als Forscherin beschäftigte: um eine Methode zur Unterscheidung von Pflegestufen und um Qualitätsmanagement. Dieses Gespräch führte zu einer ausgesprochen fruchtbaren Zusammenarbeit. Das KDA bot mir die Chance, in Deutschland mehr über Validation und erlebensorientierte Pflege zu berichten. 1997 bat man mich, auf einem Kongress des Caritasverbandes in Erfurt zu sprechen. Dort berichtete ich zum ersten Mal ganz frei darüber, was ich bei der Pflege von Demenzkranken entdeckt hatte. Mein Vortrag fand Anklang, und so trat Ulrich Schindler, der Leiter des Sassenberger St. Josefheims, mit der Bitte an mich heran, auf seinem ersten Kongress über Demenzpflege zu sprechen. Es folgten weitere „Sassenberger Kongresse“, und das mäeutische Konzept gewann im deutschsprachigen Raum an Boden. Dr. Willi Rückert, der mich gemeinsam mit Christine Sowinksi mehrmals besucht hat, war so begeistert, auch von dem Snoezelen, dass ihm den Namen ‚Türöffnungsconcept‘ einfiel. Ich empfand das als eine treffende Bezeichnung und habe diese in Präsentationen öfters benutzt. Die Schlüssel deuten auf alle kommunikativen Fertigkeiten und Möglichkeiten die denjenigen, die mit Menschen mit Demenz kontakt herstellen wollen, zur Verfügung stehen.

Dabei wussten meine Mitarbeiter und ich von Anfang an, dass diese empathische Präsenz mit all ihren Möglichkeiten für die Pflege und Begleitung im allgemeinen von wesentlicher Bedeutung war. Nicht nur die Langzeit-, Alters- und Behindertenbegleitung brauchen diesen ‘Schlüsselbund’, aber auch die Mitarbeiter in den Krankenhäusern. Daher habe ich letztendlich in der zweite Auflage von dem Buch ‘Das mäeutische Pflege- und Betreuungsmodell’ den Begriff Pflege-Professionalität neu ausgefüllt, wie in meiner Vision umschrieben:

‚Die empathische, die pflegemedizinische und die pädagogische/social-psychologische Dimension bilden zusammen eine ganzheitliche Pflegekompetenz. Sie sind zu unterscheiden aber nicht zu trennen‘.

(2017) Cora van der Kooij. Das mäeutische Pflege- und Betreuungsmodell. Darstellung und Dokumentation. 2. ergänzte und erweiterte Auflage.
(2015) Cora van der Kooij. Die Magie der Bewohnerbesprechung. Die Mäeutik Toolbox für Teams in der stationären Langzeit-, Alten- und Behindertenbetreuung. Bern: Hogrefe.
(2013). Cora van der Kooij. Das mäeutische Pflege- und Betreuungsmodell. in: Neumann-Ponesch S. Modelle und Theorien in der Pflege. 3. überarbeitete Auflage. Wien: Facultas Verlag.131206 Kapitel Mäeutik in Modelle und Theorien in der Pflege
(2011) Wenn die Zeit nicht mehr zählt. Lebensgeschichte aus dem Blickwinkel der Mäeutik. Pro Senectute, 2011, 10, 30-44.Wenn die Zeit nicht mehr zählt
(2006) Christine Hallwirth-Spörk. Merkmale der sokratischen Methode im mäeutischem Pflege-und Betreuungsmodell von Cora van der Kooij. Apeldoorn: Zorgtalentproducties.

5. Wissenschaftliche Forschung

1996 gründete die Verwaltung der Stichting Validation in den Niederlanden gemeinsam mit mir ein neues Institut. Es erhielt den namen IMOZ, ein Wort, das sich aus den Anfangsbuchstaben des niederländischen Namens für „Institut für die mäeutische Entwicklung in der Pflegepraxis“ zusammensetzt. 1996 begann eine Forschungsgruppe die Effekte der erlebensorientierten Pflege zu untersuchen. Ich war dabei für die Implementierung verantwortlich, also, für die Fortbildungen und die organisatorischen Voraussetzungen. In der Forschung war die Hauptfrage, ob sich die erlebensorientierte Pflege positiv auf das Selbstbild von Pflegeheimbewohnern mit leichter bis mäßiger Demenz auswirken würde. Die Methode und die Bedingungen für die Implementierung habe ich in meiner Doktorarbeit dargelegt (Gewoon lief zijn? zu Deutsch: Einfach nett sein? Das mäeutische Pflegekonzept und die Einführung der integrierten erlebensorientierten Pflege in den psychogeriatrischen Wohnbereichen von Pflegeheimen, 2003). Die Berichte zu dieser randomisierten Studie sind in mehrere englischsprachige wissenschaftliche  Artikel eingeflossen (siehe unter „Veröffentlichungen“). Die Erfahrungen sind auch zusammengefasst in Ein Lächeln im Vorübergehen, Kapitel 8.

Von 2003 bis 2006 war ich Mitglied der Expertengruppe Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe, Kuratorium deutsche Altenhilfe in Zusammenarbeit mit Pflegewissenschaft, Witten-Herdecke, im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit, Deutschland. Diese wissenschaftliche sowie auch praktische Zusammenarbeit war sehr bereichernd und auch bestätigend. Seitdem zitiere ich wo nur möglich das Buch von Margareta Halek und Sabine Bartholomeyczik, das aus dieser Forschung entstanden ist. In ihrem Buch empfehlen die Autoren das Ausprobieren von unterschiedlichen Alternativen, um damit zu einer den Demenzbetroffenen angemessenen Herangehensweise zu gelangen. Immer wieder ist es notwendig, ab zu stimmen auf die einzigartige Persönlichkeit eines Menschen mit Demenz in seiner aktuellen Situation, mit seinem Umfeld, seiner Geschichte, seinen Bedürfnissen und seinen spezifischen Reaktionen auf die Auswirkungen der Krankheit. Das Gemeinsame dieser Maßnahmen ist, so Frau Halek und Frau Bartolomeyczik, die Interaktion, die eine bewusste und reflektierte Beziehungsgestaltung voraussetzt. Sie plädieren für Demenzbetreuung als Kombination von kreativer Professionalität und authentischer Beziehungsgestaltung. Damit haben sie faktisch die Ampel für die Mäeutik auf Grün gestellt.

(2013) Van der Kooij, CH, Dröes RM, De Lange J, Ettema TP,  Coools HJM, Tilburg W van. The implementation of integrated emotion-oriented care: did it actually change the attitude, skills and time-spent of trained caregivers? in: Dementia: the international Journal of Social Research and Practice, 09/2013,12(5):536-550.
(2006) Halek M, Bartholomeyczik S. Verstehen und Handeln. Forschungsergebnisse zur Pflege von Menschen mit Demenz und herausforderndes Verhalten. Universität Witten/Herdecke. Schlüterse
(2003) Einfach nett sein? Das mäeutische Pflegekonzept und die Implementierung integrierter erlebensorientierter Pflege auf psychogeriatrischen Stationen in Pflegeheimen, IMOZ, Apeldoorn 2003. Zusammenfassung erhaltbar (download bei artikeln)
(2000) Evelyn Finnema, Emotion-oriented Care in Dementia. uitgegeven bij Regenboog Drukkerij.

6. Die Akademie für Mäeutik Deutschland

Im Dezember 2004 wurde in Deutschland ein Verein mit dem namen IMOZ – Institut für mäeutische Entwicklung der Pflegepraxis gegründet. Das wichtigste Ziel dieses Vereins war es, den Bekanntheitsgrad des mäeutischen Pflege- und Betreuungsmodells zu erhöhen und die Arbeit nach diesem Modell zu fördern. Von 2008 bis 2015 hatte der Verein den leicht abgewandelten Namen IMOZ – erlebensorientierte Pflege und Betreuung. Der erste Vorsitzende war Ulrich Schindler, der Heimleiter des Sassenberger Seniorenheims St. Josef. 2005 wurde Dieter Spitzberg, Heimleiter des evangelischen Altenheims in Neuenkirchen-Melle, mit dem Vorsitz betraut. Vizevorsitzende war Andrea Jandt, Pflegedienstleiterin bei der Stiftung Marienhaus St. Johann e.v. In Freiburg.

Im Jahr 2008 gründete der Vorstand des Deutschen IMOZ-Vereins die IMOZ-Akademie für Mäeutik Deutschland. Die Geschäftsleitung übernahm Martin Bröker, Geschäftsführer einiger ambulanter und Tagespflegedienste in Bad Salzuflen und Kalletal. Die praktische Arbeit wurde mehr und mehr von Jeanette Lösing und Elke Strauß übernommen. Meine Aufgabe blieb jedoch nach wie vor die Weiterentwicklung des mäeutischen Pflege- und Betreuungsmodells. Dabei beschränkten sich meine Aktivitäten weitestgehend auf den publizistischen Bereich und die Ausbildung von Dozenten. Die Zusammenarbeit mit vielen anderen Beteiligten aus Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz spielte dabei eine wesentliche Rolle. Ich brauchte nicht alles alleine zu machen!

Jeanette Lösing
  Elke Strauß

Ab April 2016 hat die Entwicklung einen weiteren Fortschritt gemacht. Der Verein wurde aufgehoben und ein neuer Verein wurde gegründet, mit dem Namen Akademie für Mäeutik e.V. mit Sitz in Köln. Geschäftsführer sind Elke Strauß und Jeanette Lösing. Siehe www. IMOZ.de.

7. Mäeutik in Österreich

Durch die Veröffentlichungen in deutschen Fachzeitschriften und durch einige Vorträge in Deutschland wurde Mäeutik auch in Österreich bekannt. Und so kamen 2002 vier Damen aus Linz nach Köln, um Näheres zu erfahren: Michaela Amerstorfer, Verantwortliche für die Fort- und Weiterbildung an der Altenbetreuungsschule des Landes Oberösterreich, Elisabeth Bauer, damals Pflegedienstleiterin in einem Altersheim und heute selbständig tätig als u. a. Meutikanbieterin und Mäeutiktrainerin, Brigitte Wiesinger, Heimleiterin in einem Altersheim in Peuerbach, und die Dozentin Monika Jungmaier. Alle vier nahmen an der ersten deutschsprachigen Dozentenausbildung 2004/2005 teil. 2003 gab es eine weitere fruchtbare Begegnung in Wels, als sich die Pflegedienstleiterin der Alters- und Pflegeheime der Wiener Caritas Socialis, Christina Hallwirth-Spörk, nach den Schulungsmöglichkeiten erkundigte. Daraus ergab sich eine inspirierende Zusammenarbeit, die bis vor kurzem angedauert hat. Zurzeit ist das mäeutische Pflege- und Betreuungmodell noch immer ihr Pflegeleitbild. Christina Hallwirth-Spörk verfasste eine These über die mäeutische didaktische Methode (siehe unter „Veröffentlichungen“) und war 2008 Herausgeberin des Buchs Hospizkultur und Mäeutik (siehe ebenfalls unter „Veröffentlichungen“). von Oktober 2012 bis September 2013 fand die erste Trainerausbildung in Österreich statt. Dozenten/Trainerinnen waren Cora van der Kooij und Elisabeth Bauer, somit auch die bereits erfahrenen Trainer aus Österreich. In Österreich wird die Mäeutik jetzt von Elisabeth Bauer vertreten, siehe www.IMOZ.at. Sie arbeitet gemeinsam mit den Österreichischen Trainern weiter an der Einführung der Mäeutik in Österreich.

Elisabeth Bauer

8. Academie für Mäeutik

Im Jahr 2007 habe ich dann das Rentenalter erreicht. In den Niederlanden war ich mit meinem eigenen Büro Feeling for Care auch weiterhin die Entwicklungsverantwortliche für IMOZ Nederland. Dann folgte eine Krankheitsgeschichte die sich seither mit meinem beruflichen Lebenslauf vermischte. Im Jahr 2008 erkrankte ich an Eierstockkrebs. Seitdem weiß ich auch selbst, wie es ist, sehr schwer erkrankt zu sein,  wie wichtig es ist, dass sich andere um einen kümmern. Das wurde um so wichtiger, als sich im Jahr 2010 auch ein aggressiver Brustkrebs zeigte. Wieder war ich lange sehr krank, mit Operation, Amputation, Chemotherapie, Bestrahlung und Herceptin (das neue Wundermittel gegen diese Art von Brustkrebs). Wieder musste ich eine schwere und schmerzliche Herausforderung entgegen treten. Aber auch diesmal kam ich danach erneut zum Vorschein, mit lockigen Haaren und mit meiner noch immer lodernden Lust zum Leben und zum Arbeiten. Dann, im Sommer 2014, kam es zum dritten Mal, wieder Ovariumkrebs, mit wieder Operation und Chemotherapie. Seitdem lebe ich in der sogenannten ‘palliative Phase’. Seit dem Sommer 2016 ist klar, dass der Krebs sich weiter verbreitet hat. Chemotherapie mache ich nicht mehr, dazu fehlt mir die Kraft. Ich habe im Sommer 2016 meinen 70. Geburtstag sehr festlich gefeiert. Zurzeit bin damit beschäftigt, mein Leben ab zu runden, meine Arbeit zu übergeben, und los zu lassen. Ich lebe und arbeite mit dem Bewusstsein, dass mein Leben einmal oder sogar bald ein Ende haben wird. Und glaube mir, es ist nicht leicht, ‘Hand-in-Hand mit dem Tod zu leben. Aber alle Menschen um mich herum umsorgen mich und ich selbst kann noch jeden Tag genießen. Das Leben selbst bleibt mich ständig rufen und unterstützen. Und wenn mein Körper mir klar macht, dass es Zeit ist zu gehen, dann bin ich bereit. Weil ich mein Leben wirklich habe abrunden und vollenden können.